Martin Wernert

Martin Wernert macht die Einsamkeit und Introvertiertheit zum großen Thema seiner Arbeit. Seine weiblichen Figuren scheinen nichts weiter zu tun, als Innezuhalten und sich selbst dem unaufhaltsamen Verströmen der Zeit zu überlassen.

Auf diese Weise bietet die Kunst Martin Wernerts dem Zeitgeist Paroli, der uns permanent bewusst macht, dass Zeit Geld ist und Stillstand Rückstand.

Kommen wir auf den Raum zu sprechen, die nächste Konstante in Wernerts Arbeiten.

Das Ambiente in dem der Künstler seine Frauen präsentiert ist nicht der öffentliche Raum, sondern eher die häuslich vertraute Umgebung, wodurch die Intimität gesteigert wird. Der Betrachter wird nahezu unfreiwillig zum Voyeur gemacht. Es sind reale Räume, die von Martin Wernert zu erleuchteten Bühnen für das Schauspiel des Lebens deklariert werden. Sein Realismusbegriff geht somit über die pure Abbildung der äußeren Wirklichkeit hinaus. Er schafft eine narrative Offenheit, die bei den Betrachtern eigene Assoziationen freisetzt. Seine Bilder wecken Neugier. Was mag sich wohl vor der Szene abgespielt haben? Diese Momentaufnahmen existentieller Einsamkeit scheinen dem Film Noir zu entspringen. Der Betrachter hat den Eindruck, als ob der Film dessen Anfang und Ende er nicht kennt, plötzlich angehalten worden wäre und ihm nun völlig aus dem Zusammenhang heraus dieses eine Standbild offeriert wird. Indem Martin Wernert den Betrachter mit einer punktuellen Szenerie konfrontiert, fordert er ihn zum Nachdenken heraus. Seine sinnenden Frauen werfen Fragen der menschlichen Existenz auf. Sie sind so sehr mit sich beschäftigt, dass Sie analog dazu beim Betrachter ein regelrechtes Nachdenken über sich selbst provozieren. Der Maler thematisiert die Vereinsamung des Menschen in unserer modernen Gesellschaft, er zeigt die Sprachlosigkeit der Betroffenen.

Seine Frauen sind stumme Zeugen dieses Protests. Manche von Ihnen nehmen Blickkontakt mit dem Betrachter auf, und fordern diesen auf Stellung zu beziehen.

Dennoch wäre es zu eindimensional, wollte man Martin Wernert nur auf diesen gesellschaftsrelevanten Aspekt festlegen. Wie Edward Hopper, zu dessen Werk es eine unübersehbare Affinität gibt, ist Martin Wernert „ein sentimentaler Romantiker, aber eben gefiltert durch Freud“ (so Christoph Müller über Edward Hopper). Seine Malerei zeugt von einer tiefen Skepsis gegenüber der zeitgenössischen Kunst, einer Kunst, in der der Realismus, die Bild-Ästhetik und die Transparenz des handwerklichen Könnens lange Zeit eine unterbewertete Rolle spielte. Martin Wernerts Kompositionen beruhen auf formaler Strenge, durchdachter Bildorganisation und dramaturgischer Lichtregie. Auf diese Weise dringt er bis in die Bereiche der Fotografie ein. Er ist ein Könner der alten Schicht- und Lasurtechnik und versteht es so Gegenstände fotografisch genau abzubilden. Er überzeugt durch sein faszinierendes Spiel mit Licht und Schattenreflexen auf der Oberfläche von Gegenständen, im Schattenwurf einer Tischdecke oder bei der Beleuchtung von Körperpartien. Er liebt die Inszenierung und entführt den Betrachter in eine magisch durchstrahlte Dingwelt, in der Realität und Magie eine untrennbare Symbiose eingegangen sind.

Martin Wernerts Kunst nährt sich von Kenntnissen der Hell-Dunkel- Malerei eines Rembrandts ebenso wie von der altmeisterlichen Schicht- und Lasurmalerei, die von Otto Dix an der Dresdner Akademie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts wieder belebt wurde. Die täuschend echte Wiedergabe von Porzellan, Glas, Obst oder des Inkarnats bezeugt seine Meisterschaft. Um diese Transparenz zu erreichen, erfolgt zunächst eine flächige monochrome Untermalung mit Tempera. Der Unterbau wird dann mit Ölharzfarbe Schicht um Schicht weiter ausdifferenziert. Diese besondere Lasurtechnik mit der transparenten Überlagerung von Malschichten ist charakteristisch für Wernerts Werk. Selbstredend, dass es sich bei dieser Methode um eine sehr arbeits- und zeitintensive Maltechnik handelt. Martin Wernerts OEuvre bleibt damit überschaubar. Eine inflationäre Bilderproduktion ist nach dieser Technik schlichtweg nicht möglich, wodurch sich der Wert eines jeden Werkes erhöht. Ein besonderes Anliegen des Künstlers ist auch die Rehabilitation des Begriffs der Schönheit in der Kunst, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, dass dies nicht mit „gefälliger Niedlichkeit oder ästhetischem Kalkül“ verwechselt werden darf. Über den ästhetischen Wert eines Kunstobjekts (aísthesis: Wahrnehmung) entscheiden nicht die Begriffe „schön“ und „hässlich“, sondern die Art und Weise der Sinnlichkeit und der Kommunikation zwischen Werk und Betrachter.

Martin Wernert
Alkyonische Tage, 2001 und 2004
Öl auf Leinwand
173 x 97 cm
Preis auf Anfrage
Martin Wernert
Kairos, 2012
Tempera, Öl auf Papier auf Sperrholz
Preis auf Anfrage
Martin Wernert
Stillleben, 2005
Tempera auf Holz
36,5 x 35 cm
Preis auf Anfrage

Biografie

  • 1965 geboren in Meßkirch
  • 1983–88 Studium der Malerei und Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Freiburg bei Professor Peter Dreher
  • Lebt und arbeitet in Dresden.

Seither zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen

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