Für Claus Reichert-Böhme hat Kunst auch immer einen therapeutischen Ansatz, bietet die Möglichkeit zur Selbstreflexion. Um dieses zu erleben, ist emotionale Offenheit aber die Voraussetzung.
Seit ungefähr zehn Jahren begeistert sich der Künstler auch für die Hinteracrylglasmalerei. Der Auslöser hierfür war eine geweißelte Schaufensterscheibe, in die eingeritzt wurde. Der Künstler malt mit Acrylfarben rückseitig auf das Glas, Schicht für Schicht, kratzt wieder frei, sodass manche Arbeiten sehr grafisch wirken, wie Radierungen. Das Interessante dabei ist nur, dass nichts ist wie es scheint. Die letzte ausgekratzte Schicht scheint die erste zu sein, eine optische Täuschung. Dadurch ergibt sich ein vielschichtiger räumlicher Charakter. Das mühsame, langsame Vorgehen wird mit einer transluziden Bildwirkung belohnt.
Eine solche Kunst macht „transparent für Transzendenz”, um eine Formulierung Graf Dürckheims aufzugreifen. Indem sie Sichtbares auf eine Weise präsentiert, dass Unsichtbares hin durchzuscheinen beginnt.
Claus Reichert-Böhme versteht Kunst „als existentiell“. Bilder reflektieren für ihn „in künstlerisch verdichteter Gestalt Wirklichkeit. Sie beziehen sich auf das Leben, sie helfen Wirklichkeit zu erkennen.“